
#43 – Hingabe
- Hingabe – den eigenen Willen kennen und freigeben
- Sich hingeben heißt sich riskieren. Unser Leben ist hochriskant.
- Wir verschenken uns an Jesus Christus, wir erkennen an, dass wir ihm gehören.
- Und wir tun es freiwillig, entschieden und mündig: Nicht aus Angst, sondern im Vertrauen. Nicht unter Druck, sondern in Freiheit. Nicht unbedacht, sondern nach reiflicher Überlegung.
- Lerne deinen eigenen Willen kennen und artikulieren, sei bereit, ihn auch loszulassen – im Vertrauen, dass Frucht daraus wächst.
- Du musst dich nicht durchsetzen. Hingabe an Gott bedeutet: „Dein Wille geschehe.“
- Aus einer Gemeinschaft hingegebener Menschen lässt Gott etwas hervorgehen, was unsere Möglichkeiten übersteigt: ein Gefäß seines Heiligen Geistes.
Die geistliche Regel der OJC-Gemeinschaft trägt den Titel „Grammatik“. Diese „beschreibt, was wir brauchen für ein gemeinsames Leben, in dem es primär um ein Hören und Sprechen, Verstehen und Tun geht (…). Die Grammatik der Gemeinschaft soll das Leben miteinander ordnen, unterstützen und verbinden“.
– #43 Hingabe
Wir müssen uns unsere Regel immer wieder aneignen. In jedem unserer Assoziiertenkurse tun wir dies durch ein „Grammatik-Lesegespräch“. Dabei reden wir nicht über unsere Grammatik, sondern wir reden mit unserer Grammatik. Wir wollen mit unserer geistlichen Regel ins Gespräch kommen, sie befragen und hören, was sie uns zu sagen hat. Auch dem Thema „Hingabe“ ist ein Abschnitt gewidmet. Dabei wird sichtbar, dass es sich um eine „Wachstumsverheißung“ handelt und in ergänzender Nachbarschaft mit Vertrauen, Nüchternheit, Demut, Reife und Leidenschaft steht. Also suchen wir das Gespräch mit Abschnitt #43, um der dort beschriebenen Hingabe nachzuspüren.
Hingabe – den eigenen Willen kennen und freigeben
Bei der Überschrift bin ich gleich mal überrascht. Es heißt nicht den eigenen Willen abgeben, wie man leicht vermuten könnte. Im Gegenteil: in der Hingabe lerne ich meinen Willen kennen und freigeben. Es geht also nicht nur um Gottes Willen, es geht auch um meinen Willen. Hingabe hat nichts damit zu tun, dass ich mich selbst aufgebe, sondern damit, dass ich mich selbst finde. Gottes Wille stülpt mir nichts über, macht mich aber reif und frei für den meinen.
Sich hingeben heißt sich riskieren. Unser Leben ist hochriskant.
Irgendwie sind wir alle recht sicherheitsbedürftig. Doch die Wirklichkeit unseres tagtäglichen Alltags ist eine andere. Jeder Augenblick bringt Neues und Ungewisses. Hier wird mein Wagnis befragt: Hingabe braucht die Bereitschaft für Neues, die Offenheit für Überraschendes, die Bereitschaft zur Veränderung. Denn das heißt Wachstum – im Glauben und im Leben. Wage ich es, mich hier befragen zu lassen?
Wir verschenken uns an Jesus Christus, wir erkennen an, dass wir ihm gehören.
Hingabe – mein Wille und mein Wagnis – gilt Christus. Ihm haben wir unser Leben übereignet. Dabei ist dieses Leben der Nachfolge kein zu leistender Tribut – keine Opfer-Pflicht – wohl aber die Chance, sich zu verschenken. In den schönsten Momenten unseres Lebens geht es doch stets um das Sich-Verschenken. Und das ist dann Ausdruck von freier, ungezwungener Liebe. Nachfolge meint: mein Leben als Geschenk annehmen und es weiterschenken.
Und wir tun es freiwillig, entschieden und mündig: Nicht aus Angst, sondern im Vertrauen. Nicht unter Druck, sondern in Freiheit. Nicht unbedacht, sondern nach reiflicher Überlegung.
Wo wir uns an Jesus Christus verschenken, entsteht Freiheit. Und so höre ich im „wir tun es“ meine Antwort auf die Einladung Jesu zu einem Christus entsprechenden Lebensstil. Freiwillig – und auch: entschieden – nicht halbherzig; mündig – aus eigenem Entschluss. Angst und Druck entsprechen nicht der Art der Kinder Gottes – Vertrauen und Freiheit wohl. Und es ist keine spontane Stimmung, die uns übermannt – nicht unbedacht, sondern nach reiflicher Überlegung. Hingabe hat gute Gründe!
Lerne deinen eigenen Willen kennen und artikulieren, sei bereit, ihn auch loszulassen – im Vertrauen, dass Frucht daraus wächst.
Wieder sind wir beim Willen. Und wieder ist es eine ausgesprochene Einladung. Hingabe ist weder Willenlosigkeit noch eine Art frommer Ersatz-Wille. Ich muss ihn nicht abgeben und ich darf ihn auch nicht auf andere, nicht mal auf Gott, abschieben. Hingabe ist die Klärung und Stärkung meines an Christus verschenkten Willens! Voller Vertrauen, dass Gott etwas daraus werden lässt. Dass gerade das Loslassen mich und meine Möglichkeiten weit übersteigt: Frucht! Übrigens: mit dem Vertrauen beginnen die Wachstumsverheißungen. Vertrauen ist die Wurzel und das Fundament für alles Wachstum – auch für die in der Hingabe.
Du musst dich nicht durchsetzen. Hingabe an Gott bedeutet: „Dein Wille geschehe.“
So wichtig mein Wille ist, ich muss ihn weder krampfhaft durchsetzen noch eisern festhalten. Ich darf und soll ihn einbringen. Er ist wichtig! Dann aber heißt freigeben, dass ich darauf vertraue, dass Gott so oder so sein gutes Werk ausrichtet. So wichtig mein Wille also ist – entscheidend ist Gottes Wille. Wie viel ist schon schiefgelaufen, weil fromme Menschen diesen kleinen aber feinen Unterschied nicht beachtet haben – mein Wille, und sei er noch so fromm, ersetzt nicht annähernd den Willen Gottes.
Aus einer Gemeinschaft hingegebener Menschen lässt Gott etwas hervorgehen, was unsere Möglichkeiten übersteigt: ein Gefäß seines Heiligen Geistes.
Hingabe lädt dazu ein, den eigenen Willen zu kennen und freizugeben. Welch ein Privileg und welch eine Befreiung gleichermaßen. Unsere Wachstumsverheißungen sind überschrieben mit „Wonach wir uns sehnen und was uns aufgetragen ist“. Beides – Sehnsucht und Auftrag – finden in ihnen zueinander. Gott und mein Ich finden in ihnen zueinander. Und wenn wir fragen, wie Gefährten denn leben, dann ist hier eine der Antworten zu finden: als Gemeinschaft hingegebener Menschen – als Gefäße der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Und das gilt nicht nur den Gefährten der OJC-Gemeinschaft. Die Verheißung der Hingabe gilt allen Gefährten Jesu zu allen Zeiten und an allen Orten und in allen Lebenszusammenhängen.