Liebe Freunde,
da ist es nun, unser Sommerheft. Die erste Jahreshälfte liegt hinter uns und wir fragen: Was ist geblieben von dem, was wir gesät haben? Wir können ernten, sehen aber auch Vertrocknetes und Unkraut trotz unserer Bemühungen. Wachstum ermöglichen und fördern – wie kann das gelingen?
Im Blick auf Missernten und Stagnation in unserem persönlichen Leben, aber auch hinsichtlich politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen steigt ein atemberaubender Gedanke auf: Doch, wir können Wachstum ermöglichen! Viktor Frankl hat einen Handlungsraum beschrieben, der nur dem Menschen eigen ist: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegt unser Wachstum und unsere Freiheit.“
Und Pfarrer Stefan Kunz, Freund und Begleiter der OJC, hat uns an einem Kommunitätstag nahegebracht, diesen Raum zwischen Reiz und Reaktion zu nutzen, um „Jesus zu atmen“. In diesem Atmen lassen wir uns füllen mit der Gewissheit Seiner Gegenwart und der Erlaubnis, dass Er unserer Reaktion Richtung geben kann – das ermöglicht Wachstum. Das lenkt unsere Sorge um die Welt zu einem Gebet für die Welt. „Wer seine Aufmerksamkeit wirklich […] gerichtet hält und dann handelt, der wird das Gute tun.“ So einfach. Zugleich so schwierig. Das Zitat stammt von Simone Weil – mehr dazu auf Seite 18.
Von Bruegel bis Porter
Es macht immer Freude, eine Salzkorn-Ausgabe entstehen zu sehen. Die ersten Ideen sind wie Samenkörner, und nach und nach entwickelt sich das Pflänzchen. Auch für dieses Heft sind uns Texte und Bilder zugewachsen – unsere Layouter Gabriela und Thomas Giger veranschaulichen die Freude am Wachstum mit aussagekräftigen Kunstwerken aus verschiedenen Epochen. Die Saat ist aufgegangen! Ein Bild auch für unser Leben im Kontext der Geschichte: Eingesät in den Boden eines konkreten Zeitfensters erleben wir Wachstum und Entwicklung und können uns auf die Ernte freuen.
Wachsende Zeugenschaft
Auf der Tagung „Resurrecting the Resurrection“ in Fribourg beim Forum Glaube & Gesellschaft haben wir uns gefragt, wie die Auferstehung Jesu zur Quelle der Erneuerung werden kann. Nicht die Beweisführung der Auferstehung ist uns ans Herz gelegt, sondern die Zeugenschaft. Wir bezeugen die transformierende Erfahrung, dass Gott in Christus sein unbedingtes Ja zum Leben bekräftigt hat und damit sein unbedingtes Ja zu jedem Einzelnen von uns. Wir sind als Zeugen sozusagen lebendige Beweise einer Hoffnung auf Ewigkeit.
Dieses Salzkorn ist eine Anregung, im eigenen Leben nach Zeichen des Wachstums Ausschau zu halten und nach Möglichkeiten der Zeugenschaft. Nach den kleinen Zwischenräumen, wo ich einen Unterschied machen kann. Nach den Atempausen mit Jesus, wo Er wirken kann.
Wachsende Freude bei der Lektüre wünscht Euch
Gerlind Ammon-Schad