KI-generiertes Motiv von Jesus und der persönlichen Wolke der Zeugen von Matthias Casties

Meine Cloud der Zeugen

KI überrascht

Jeder hat seine Lieblingszugänge, um Neues zu entdecken und sich einzuprägen. Bei mir geht dies vorzugsweise über die Ohren und Augen. Während meine Frau es liebt, vor dem Einschlafen ein Buch in die Hände zu nehmen, wähle ich das Audiobuch beim Wandern. Oder ich schaue einen guten Film, gerne mit einem leckeren selbstgebrauten Bier. Menschen sind ja so unterschiedlich.

Ein Film, der mich in manchen Dialogen und auch in seiner Bilderwelt nachhaltig geprägt hat, ist der nach William Paul Youngs Buch „Die Hütte“. Stecke ich gerade im Sorgenkarussell, versetze ich mich in die Filmszene, in der Jesus, auf dem Wasser gehend, die Hauptfigur Mackenzie aus seinem Blues ins Leben ruft. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film schon gesehen habe. Diese frischen Bilder, ein lebensnaher Jesus, sprechen nochmals anders zu mir als ein Lukasevangelium oder selbst der Rembrandt, der das Gleichnis vom verlorenen Sohn illustriert und an meinem Stille-Zeit-Platz hängt. Wenngleich dieses zu betrachten mir nie langweilig wird, es bleibt inspirierend, detailreich und sagt mir mehr als viele Worte.

Kürzlich zeigte mir mein Sohn sein KI-generiertes Bild zu seinem neuen Song. Ich war verblüfft von der Ausdruckskraft und fragte ihn, wie er das gemacht habe und ob das schwer sei. „Gar nicht, Papa, du musst der KI nur sagen, was das Bild zeigen soll und dann macht es dir Vorschläge. Je mehr du das präzisiert, umso mehr entsteht das Bild, das du schon im Kopf hast. Du gestaltest und die KI macht die Arbeit.“

Meine Neugier war geweckt und als bei einer Bibelarbeit mich ein Motiv quasi ansprang, nahm ich die gute Atmosphäre im Raum als Chance und ließ die KI auf meinem Smartphone wissen, was ich vor meinem inneren Auge hatte. Ich war höchst erstaunt, was dann kam. Schon einen Tick kitschig, doch in Gestik und Mimik der dargestellten Personen fand ich durchaus wieder, was ich mir vorgestellt hatte. Auch Neues entwickelte sich. Settings, die in meiner Vorstellung anders waren, aber im Bild eine durchaus passende Alternative darstellen, bereicherten meine Bilderwelt. Ich gab der KI immer weitere Aspekte, die für mich bedeutsam sind, und staunte über die sich verändernden Bilder, die man gleich speichern konnte. Nach der Bibelarbeit hatte ich fünf Versionen und nach der Stille am nächsten Morgen zwölf. Aus ihnen wählte ich meine zwei Favoriten und wagte es, sie auszudrucken und rückseitig zu verkleben. Dieses neue Werk landete an meinem Stille-Zeit-Platz unter dem Rembrandt. Die kommenden Tage wechselte ich immer mal Rückseite und Vorderseite und fühlte mich Jesus nah.

Eine Seite zeigt Jesus, der mich freundlich einlädt für eine Tagesetappe: „Komm, folge mir nach.“ Da ist Weite für das Unvorhersehbare des kommenden Tages. Auf der anderen Seite steht meine Wolke von Zeugen vergangener Tage. Sie stehen für reale Menschen, die mir Mut machten und machen, diesem Jesus zu folgen. Reale Männer und Frauen meiner Lebensgeschichte, die ihn bezeugen, mir Jesus nahbar machen und mein Vertrauen in ihn entfachen.

Kaum stand das Bild an diesem Platz, poppte eine schwere Nachricht nach der anderen in meinem unmittelbaren Lebensumfeld auf und forderte mich heraus. Dieses neue KI-generierte Bild von Jesus, meine Zeugen, ein Weg, der darauf wartet, begangen zu werden, förderte viel Lebensmut. Immer wieder schaute ich es an und es vertiefte mein Vertrauen, dass ich mit all meinen Herausforderungen nicht alleine stehe, sondern den besten Begleiter an meiner Seite habe, der nur ein Gebet weit entfernt ist.

Henri Nouwen schrieb in den Neunzigern ein Buch zu dem oben genannten Rembrandtbild: „Nimm sein Bild in dein Herz.“ Biblische Reflexionen, die meinen Blick zu Gott hin ausbildeten und prägten. Vorbilder prägen uns, selbst gemalte oder KI generierte. Inmitten herausfordernder Tagesetappen stellen sie die himmlische Wirklichkeit bildhaft dazu und ermutigen dich und mich, uns dem anzuvertrauen, den wir erst im Himmel von Angesicht zu Angesicht sehen werden.