Jochen, erzähl doch mal!
Joachim Hammer gehört mit seiner Frau Sieglinde zu den Gründungsmitgliedern der OJC-Kommunität. Er gehörte viele Jahre zum Vorstand der ojcos-stiftung.
Vor über 20 Jahren wurde die ojcos-stiftung gegründet. Wie fing das alles an?
Ganz einfach. Dominik Klenk, der damalige Prior der OJC bat mich, zu prüfen, was für eine Stiftungsgründung nötig wäre. Irmela Hofmann, die Ehefrau unseres OJC-Gründers, wusste, dass die OJC-Ruheständler von ihrer Rente nicht würden leben können. Ihre Idee: eine Stiftung, die Beihilfen zahlt.
Eine Stiftung braucht Kapital – die OJC hatte damals wenig. Wie gelang es trotzdem?
Nach Irmelas Tod verkauften wir zwei Häuser, die ein Freund der OJC uns vererbt hatte. Mit 250.000 € aus dem Verkaufserlös gründeten wir am 20. Juli 2004 die ojcos-stiftung.
Wie bist du praktisch vorgegangen?
Ich studierte das Hessische Stiftungsrecht, erhielt von einem befreundeten Berater eine Mustersatzung und entwickelte daraus unseren Entwurf. Danach nahmen wir Kontakt zur Stiftungsaufsicht und zum Finanzamt wegen der Gemeinnützigkeit auf.
Gab es herausfordernde Momente, in denen du fast aufgegeben hättest?
Die Finanzkrise 2007/08 war ein Schock. Unser Wertpapierdepot rutschte gewaltig ins Minus. Aber wir hatten bis Ende 2006 über eine Million Euro Zustiftungen und Spenden bekommen. Das war eine so große Ermutigung, dass mein Vertrauen auf Gottes weitere Hilfe kaum erschüttert war. Und tatsächlich hielten sich die realisierten Verluste in Grenzen und waren nach kurzer Zeit ausgeglichen.
Die Stiftung ist seitdem solide gewachsen. Worin liegt das Geheimnis?
Ja, das Wachstum der Stiftung auf über 5 Millionen in den 21 Jahren ihres Bestehens ist eine einzige Segensspur. Mit 3,7 Millionen konnten wir die vielfältigen Stiftungszwecke erfüllen. Dazu trugen vor allem über 1000 Unterstützer bei: Fast die Hälfte des Vermögens stammt aus Zustiftungen, 42 % aus Rücklagen, während die meisten Projekte durch Spenden finanziert wurden. Besonders bewegt hat viele Freunde die Unterstützung kommunitär lebender Ruheständler. Immer wieder hörte ich, wie vordringlich für sie die Vorsorge für das Alter ist. Ein besonderer Glücksfall war ein Haus, das uns gleich im ersten Jahr geschenkt wurde. Der Besitz einer Immobilie bot Sicherheit und ermöglichte zugleich renditestarke Aktienanlagen. So erwirtschaftete die Stiftung selbst in Null-Zins-Zeiten über vier Prozent Ertrag – unterstützt durch die Expertise eines Finanzprofis im Beirat. Das eigentliche Geheimnis des Wachstums aber ist Gottes Segen. Ihm danken wir für alles Gute, das er uns anvertraut hat.
Gab es ein Projekt, das dir besonders wichtig war?
Die Errichtung unseres Mehrgenerationenhauses „Felsengrund“. Streng genommen ist das kein Projekt zur Erfüllung des Stiftungszwecks, sondern es dient der ertragreichen Vermögensverwaltung. Aber wir haben damit nicht irgendeine Immobilie geschaffen, sondern ein Haus, in dem aktive OJC-Mitarbeiter und Kommunitätsmitglieder im Ruhestand zu bezahlbaren Mietpreisen miteinander leben und sich im Altwerden gegenseitig helfen können. So haben wir mit dieser Investition zugleich auch den Stiftungszweck gefördert. Die Fachleute nennen das Mission-Investment. Das Projekt ist sogar beispielhaft für das, was die ojcos-stiftung sein will, nämlich barmherzig, nachhaltig und innovativ. Für unseren Felsengrund sind wir Rentner, die hier in sehr guter Hausgemeinschaft zusammenwohnen, sehr dankbar. Dafür hat sich alle Mühe gelohnt.
Du hast keine BWL- oder Finanzmanagement-Ausbildung. Wie kamst du zu dieser Aufgabe?
Im CVJM Kiel musste ich dafür sorgen, dass Ausgaben und Einnahmen in der Waage blieben. Als der Sparkassen-Revisor, der ehrenamtlich die Buchhaltung führte und die Bilanzen erstellte, auf den Ruhestand zuging, wurde ihm das zu viel. So musste ich die Bilanz selbst anfertigen. Dabei lernte ich den Umgang damit.
Welche Haltung hat dir am meisten geholfen?
Es machte mir immer Freude, etwas Neues anzufangen und aufzubauen. Aber das Schatzmeisteramt in der OJC habe ich mit Zittern und Zagen angetreten. Eine Marienschwester ermutigte mich damals, indem sie mir klarmachte, dass es bei diesem Amt nicht nur darum geht, große Verantwortung zu tragen, sondern dass es immer auch viel Grund zum Danken gibt. Das stärkte meine Zuversicht, dass Gott selbst für sein Werk sorgen wird. Und das habe ich in unvorstellbar hohem Maß erfahren.
Du warst erst im Vorstand, später im Beirat. Warum der Wechsel?
Mit fortschreitendem Alter habe ich mich schrittweise von der vordersten Linie der Verantwortung zurückgezogen und mich immer gefreut, wenn meine Meinung noch gefragt war.
Vor kurzem wurdest du Ehrenpräsident. Wie fühlt sich das an?
Ich bin dankbar für die Wertschätzung und für die gute Zusammenarbeit in den 21 Jahren mit den 18 Mitgliedern des Vorstandes, des Beirates und des Kuratoriums. Ich habe nur wie jeder andere das eingebracht, was ich konnte. Das Entscheidende haben Gott und die Zustifter und Spender getan.
Fällt dir Loslassen leicht?
Loslassen fiel mir in meinem Leben nicht immer leicht. Es hat mir gutgetan, dass ich mich auch nach dem Rentenbeginn noch verantwortlich einbringen konnte. Dass ich mich allmählich zurückziehen konnte, tut mir gut.
Welche Hoffnung hast du für die nächsten 20 Jahre?
Dass Mut und Vertrauen bei den Verantwortlichen lebendig bleiben und sie auf ein ausgewogenes Verhältnis von Ausschüttungen und Vermögenszuwachs achten. Und natürlich gehe ich davon aus, dass weiterhin viele Menschen von der Stiftung Hilfe erfahren und ganzheitliche christliche Menschenbildung und geistig-geistliche Orientierung durch die Stiftung gefördert werden. Und ich wünsche mir, dass vielleicht der eine oder andere Freund die Stiftung in seinem Testament bedenkt. Die Stiftung soll beitragen, dass die Liebe Christi sichtbar und erlebbar wird. „Die Liebe ist die einzige Währung, die im Himmel noch gültig ist,“ so Irmela Hofmann.
Und persönlich – was hat dich am meisten bereichert?
Mein Vertrauen auf Gott ist stärker geworden, und ich habe gelernt, nicht zu vergessen, was er uns Gutes getan hat.
Das Gespräch führte Konstantin Mascher.