Mission possible?
Jedes Unternehmen hat eines, denn das Mission-Statement realisiert das Vision-Statement. Ja, hinter einer Mission steht eine Vision: eine Überschrift sozusagen. Warum tun wir, was wir tun? Und wie wollen wir das erreichen, was uns vorschwebt? Daher wird die Gretchenfrage lauten: Wie hast du’s mit der Vision?
Editorial
Liebe Freunde
ein neuer Name steht auf dieser Seite – daran müssen wir uns alle erst noch gewöhnen. Mit großer Motivation und einigem Respekt vor dieser Aufgabe habe ich im Mai das Amt der Priorin von meinem Vorgänger Konstantin Mascher übernommen. Nach einer Phase der Einarbeitung freue ich mich auf die vor mir liegende Zeit und bin gespannt, welche Prägung mir in den kommenden Jahren gelingen wird. Gemeinsam mit den Gefährten möchte ich das Beste für die OJC als Baustein im weltumspannenden, großen Ganzen des Reiches Gottes suchen. Ich freue mich auch auf den Kontakt und den Austausch mit Ihnen und euch – sei es über das Salzkorn oder durch persönliche Begegnungen.
Bei allem Tun wird es auch immer wieder ein Tasten sein, wie ich mit den mir gegebenen Fähigkeiten und Gaben, auf die mir gemäße Art, agieren kann. Ich muss sozusagen mein Mission-Statement finden. Darin wird meine Geschichte verwoben sein, meine langen Jahre als Missionarin in Costa Rica, mein Wiederhineinfinden in die deutsche Kultur und mein Einwurzeln in den Auftrag der OJC. Mission-Statements sind persönlich und sprechen aus dem Herzen.
Wie könnte das Mission-Statement eures Lebens lauten?
Jedes Unternehmen hat eines, denn das Mission-Statement realisiert das Vision-Statement. Ja, hinter einer Mission steht eine Vision: eine Überschrift sozusagen. Warum tun wir, was wir tun? Und wie wollen wir das erreichen, was uns vorschwebt? Daher wird die Gretchenfrage lauten: Wie hast du‘s mit der Vision?
Gottes Vision für uns Menschen: Versöhnung! Wunderbar hat Augustinus es formuliert: „Gottes Sehnsucht ist der Mensch.“ Der Mensch als Herzschlag Gottes. Unsere menschliche Reaktion: Das ist unmöglich! Unüberbrückbar sind die Welten – wie soll das gehen? Mission impossible.
Aber aus dieser Vision ist Gottes Mission geboren: Durch die Menschwerdung des Logos, durch Jesu Tod und seine Auferstehung ist der Abgrund überwunden: Gott hat sich seine Sehnsucht nach enger Gemeinschaft mit uns Menschen erfüllt – Mission possible! Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen: sichtbar und kraftvoll, spürbar und wirkungsvoll in gelebter Freiheit, gelebter Gerechtigkeit und gelebter Gemeinschaft.
Unsere Autoren beleuchten das Thema von verschiedenen Seiten. Der Ethnologe Lothar Käser befreit den Missionsbegriff von etlichen „Mythen“. Silke Edelmann beschreibt ihren eigenen Weg zu einem integrierten Missionsverständnis und unsere Gefährten Ute Paul und Michael Weinmann geben kostbare Einblicke in die senfkorn.STADTtteilMISSION in Gotha-West. Hier wird Mission ganz nah und warm, denn es geht nicht um Programme oder Zielgruppen, sondern um einzelne Menschen und die Würdigung ihrer Lebensgeschichte. Auch am anderen Ende der Welt, in Costa Rica, bezeugen unsere Freunde Joel und Rebekka die Menschenfreundlichkeit Gottes und bauen Brücken über alle möglichen Unmöglichkeiten. Klaus Sperr differenziert den Missionsbegriff theologisch aus und bringt unsere Mission in dieser Welt auf den Punkt: „Wir leben als Appetitanreger Gottes hier und jetzt. In Tat und Wort – mit unserem ganzen Sein.“
Am Ende könnte darin die Antwort auf die oben gestellte Frage liegen: Kein Tun, kein Programm, das Sein ist unser Mission-Statement. Unsere Identität in Christus macht uns jederzeit zu Zeugen der Hoffnung, die in uns ist (1 Petrus 3,15).
Mein Mission-Statement formuliere ich so: Gottes Vision von der Versöhnung durch Christus wird in meinem Da-Sein sichtbar. Durch mein SEIN-Sein, Frei-Sein, So-Sein, Präsent-Sein bin ich Zeugin der Hoffnung. Denn meine Mission rechtfertigt sich nicht durch meine Leistungen und Fähigkeiten, sondern durch meine Zugehörigkeit: Ich bin Sein. Mit den Worten unserer Gründerin Irmela Hofmann: Du bist geliebt, gewollt, gebraucht. Ein einziges großes Aufatmen: Ich muss gar nichts, ich bin einfach – und den Rest macht Gott – siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Diese Hütte wünsche ich mir als Priorin für uns als OJC und euch für euren Alltag und den Ort, an dem ihr steht.