Moralin
am Beipackzettel einer Arznei könnte man schier verzweifeln. Um Wirkstoffe, Wirkmächte und Überdosen geht es auch in dieser Ausgabe.
Editorial
Die Schädlichkeit der Medizin besteht darin, dass sich die Menschen mehr mit ihrem Leib als mit ihrem Geist befassen.
– Leo Tolstoi (1828 – 1910), russischer Philosoph und Romancier
Liebe Freunde
am Beipackzettel einer Arznei könnte man schier verzweifeln: Beim Lesen der endlosen Liste der Risiken und möglichen Nebenwirkungen kann einem jegliche Lust vergehen, den vom Arzt angepriesenen Wirkstoff einzunehmen.
Moralin
Um Wirkstoffe, Wirkmächte und Überdosen geht es auch in unserer neusten Salzkornausgabe. Von Moralin ist hier die Rede. Den Begriff prägte der unbequeme Philosoph Friedrich Nietzsche (1844 – 1900). „Moral“ mit der an chemische Substanzen erinnernden Endung „-in“ klingt nach Formalin, mit dem organisches Gewebe optisch konserviert wird. Moralin also als eine synthetische Abwandlung von echter Moral und Tugend, die nur dem Anschein nach lebensdienlich ist. In Wirklichkeit aber zersetzt es alles Lebendige. Nietzsche durchschaute zwar die erstickende Falschheit moralingetränkter Gesinnung, konnte ihr aber auch nur seine eigene Dosis entgegensetzen: zwar auf höherem Niveau, aber nicht weniger toxisch.
Risiken und Nebenwirkungen
Toxisch ist auch das Miteinander geworden. Das erleben wir in den unterschiedlichsten Debatten unserer Tage, die mit immer weniger Sachargumenten, dafür mit umso mehr Empörung und moralisch aufgeladenen Kampfbegriffen ausgefochten werden. Die Risiken und Nebenwirkungen im Miteinander sind verheerend: Spaltung, Lagerbildung, Aggression, Misstrauen, Verletzung, Gesprächsabbruch, u.v.m.
Vitamine
Wie können wir diese Zeit und den Zeitgeist verstehen? Was hilft uns bei der Unterscheidung und was schlägt die Brücke zwischen den Lagern? Was sind vom Heiligen Geist inspirierte Alternativen für ein gutes Leben? Wir laden dazu ein, nicht nur die Symptome und Ursachen zu ergründen, sondern auch die Vitamine zu entdecken, die unser zwischenmenschliches und geistliches Immunsystem stärken.
Dankbarkeit gehört sicher zum Nährstoff, der die Widerstandskräfte stärkt. Wir haben allen Grund dazu, insbesondere den Freunden gegenüber, die durch Gebet, Zuspruch und Spenden unseren Auftrag auch im vergangenen Jahr treu mitgetragen haben (S. 52). Besonders froh sind wir über Ihre großzügige Unterstützung der OJC-Weihnachtsaktion, die es uns ermöglicht, Projektpartnern in ihrem Einsatz für die nächste Generation beizustehen. Mit ihnen bauen wir weiterhin auf Ihre Solidarität!
Freundestag
Dafür, dass das weltweite Netz der Projektpartnerschaften seit fünfzig Jahren trägt, möchten wir beim diesjährigen Tag der Offensive an Himmel-
fahrt besonders danken und laden herzlich
ein – diesmal als Präsenzveranstaltung mit den Partnern aus allen Himmelsrichtungen, mit Neuigkeiten aus der OJC und Zeit für Begegnung von Mensch zu Mensch. (S. 46)
Bleiben Sie behütet und gesegnet!