Und sie verstanden ihn nicht
Schon drei Jahre waren die Jünger mit Jesus unterwegs.
Am See Genezareth, am Jordan, in Samarien,
kreuz und quer durch das ganze Heilige Land.
In dieser Zeit haben sie viel gesehen und erlebt.
Und viel gehört.
Worte, die ihre Herzen angerührt haben:
vom kommenden Gottesreich und seinem Schalom,
vom Frieden und der Gerechtigkeit für alle.
Das war ihre große Sehnsucht,
dass bald der Tag kommen möge,
an dem Jesus sein Reich aufrichtet.
Sein Friedensreich.
Hatte Jesus nicht gesagt:
Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!?
Und dann berichtet Lukas,
wie Jesus die Jünger beiseite nimmt.
So, wie wenn man etwas im kleinen,
vertrauten Kreis besprechen möchte.
Er sagt zu seinen Jüngern:
„Seht, wir gehen jetzt hinauf nach Jerusalem.
Dort wird alles vollendet werden, was bei den Propheten
vom Menschensohn geschrieben ist.“ (Lk 18,31ff)
Die Jünger strahlen. Jetzt ist es also soweit.
Wir ziehen hinauf nach Jerusalem.
Dort wird Jesus wie ein König einziehen.
Und all unsere Träume und Hoffnungen werden sich erfüllen.
Ihr lieben Jünger! Hört nicht nur, was ihr hören wollt,
sondern hört genau hin, was der HERR zu euch sagt:
Dort wird sich alles erfüllen;
nicht alles was ihr euch erträumt,
sondern alles, was die Propheten von mir gesagt haben.
(Lk 18,31)
Was hat denn Jesaja von ihm gesagt?
Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt,
die uns gefallen hätte.
Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg.
Er trug unsere Krankheit und unsere Schmerzen.
Wir aber dachten, er sei von Gott geplagt und geschlagen.
Doch er ist um unserer Sünde willen verwundet
und geschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten.
(Jes 52,13ff)
Diese Spur vom Leiden des Menschensohnes,
vom Leiden des Messias,
zieht sich wie ein roter Faden durch das Erste Testament.
Der Weg hinauf nach Jerusalem ist der Weg hinauf ans Kreuz.
Wenn wir bei Lukas weiterlesen, wird das ganz klar:
Denn der Menschensohn wird überantwortet werden
den Heiden, und er wird verspottet,
misshandelt und angespuckt werden.
Sie werden ihn geißeln und töten;
und am dritten Tag wird er auferstehen. (18,32-33)
Jesus spricht hier glasklar.
Nur seinen Jüngern sind seine Worte unverständlich.
Sollte das wirklich so enden?
Lukas berichtet noch:
Die Jünger aber begriffen nichts davon und verstanden nicht,
was Jesus ihnen damit sagen wollte. (18,34)
Meine Wege sind nicht eure Wege, spricht der HERR,
und meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. (Jes 55,8)
Gottes Wege kommen uns manchmal unbegreiflich vor.
Wir sehen den Sinn nicht.
Warum muss jemand so früh sterben?
Warum kann niemand den Bösen aufhalten?
Warum muss der Gerechte so viel leiden?
Wir alle kennen solche Fragen!
Erst im Rückblick – erst nachher
verstehen die Jünger den Sinn der Worte Jesu.
Es wird sich alles erfüllen… auf seine Weise.
Erst im Rückblick – erst nachher –
verstehen wir die Wege, die wir geführt wurden.
Es wird sich alles erfüllen… zu seiner Zeit.
Der Geist Gottes, der Heilige Geist,
muss uns erst die Augen des Herzens auftun,
unsere Blindheit heilen,
damit wir erkennen können,
wie Gott in allem gnädig gehandelt hat,
an uns und an der Welt.