Albrecht Dürer, Selbstbildnis

Er sprengt jedes Schema

Roland Werner

In verschiedenen Zeiten haben sich die Menschen unterschiedliche Bilder von Jesus gemacht. Alle möglichen Kategorien sind auf ihn angewandt worden. Wenn man sich einmal die Galerie der Jesusbilder anschaut, wird deutlich, wie jeder versucht, ihn in sein Schema einzuordnen und nach seinen Maßstäben zu verstehen. Je nach Weltsicht und persönlichen Vorlieben kommt ein ganz anderes Bild heraus. Dabei wird deutlich, dass die verschiedenen Bilder oft mehr über die Person dessen aussagen, der sie entworfen hat, als über Jesus selbst. Weil sie aber teilweise so weit verbreitet sind und sich so hartnäckig behaupten, will ich einige dieser Bilder kurz darstellen.

Der Revolutionär

Als in den Studentenunruhen der 1960er-Jahre viele sich nach einer neuen Gesellschaftsordnung sehnten, war der revolutionäre Jesus in. Sein Bild, von Künstlern der Pop Art entworfen, war fast deckungsgleich mit den Fotos des südamerikanischen Revolutionärs Che Guevara. Fast überall konnte man den Steckbrief lesen „Wanted: Jesus Christ!“ Das passte voll in den Trend der Zeit: Jesus, der große Rebell, der Aufrührer aus Galiläa, der die Armen gegen die Übergriffe der Reichen verteidigt, der das Establishment angreift, der sich gegen Bürgerlichkeit und Traditionen wendet.

Der Hippie

Eine weniger gewaltbereite Variante dieses Jesusbildes ist Jesus als erster Hippie. „Make love, not war!“ Mit der Devise der Blumenkinder-Ära auf den Lippen konnte der Hippie-Jesus direkt an den sanften und milden Jesus der Maler der Jahrhundertwende anknüpfen. So hatte ihn die sogenannte „Schule der Nazarener“ dargestellt: lieb, lächelnd und nachdenklich. Dies entsprach wieder dem Lebensgefühl einer neuen Generation: Ein Jesus, der jünglingshaft mit langen, blonden Haaren und wallendem Gewand durch die Felder schreitet und Kindern, Tieren und Pflanzen seine Aufmerksamkeit widmet. Ein jugendlicher Jesus, der von der Generation vor ihm missverstanden wird, weil er den friedlichen Protest der freien Blumenkinder gegen ihre verbürgerlichten und materialistischen Eltern verkörpert.

John Allegro hat dann noch eine Zuspitzung dieses Hippie-Jesus versucht. Er behauptete, die ersten Christen hätten einen bestimmten Pilz als Droge entdeckt, mit dessen Hilfe sie einen kosmischen Trip geworfen und so eine „Erleuchtung“ erlangt hätten. Er ging sogar so weit, die Historizität von Jesus ganz zu leugnen und zu behaupten, „Jesus“ sei das Codewort für den Pilzkult gewesen. So absurd uns das heute erscheint, diese Thesen bewegten damals weltweit die Medien und die öffentliche Diskussion, bis sie wieder in Vergessenheit gerieten. Angesichts der heute bekannten negativen Folgen der Drogenabhängigkeit ist die naive Drogeneuphorie von John Allegro nicht mehr nachvollziehbar.1 Dass das mit dem wirklichen Jesus sowieso nichts zu tun hat, ist klar.

Der psychologische Jesus

Eine Weiterführung dieses Bildes ist Jesus als Repräsentant einer neuen psychologischen Welle. Der liegt nunmehr ganz im Trend einer Tiefenpsychologie, die den Schlüssel für das Selbst und das eigene Leben abgeben soll. Die Psychologin Hanna Wolff hat ihn entdeckt und ihn in ihrem Buch „Jesus, der Mann“ dargestellt.2 Im Gefolge fand dann Franz Alt, dass Jesus darüber hinaus der „erste neue Mann“ sei3. Für ihn ist Jesus der softe Mann, voll zarter Männlichkeit, in die seine Weiblichkeit ganz integriert ist. Ein Mann, der Yin und Yang in sich harmonisch ausbalanciert hat. Der uns als psychologisches Leitbild dienen kann. Einer technologieverdrossenen Zeit will er sagen, dass das wahre Heil nur in der Tiefe der eigenen Seele zu finden ist. Jesus ist nach dieser Vorstellung also der erste Therapeut, der sich selbst zuerst analysiert und angenommen hat und nun als ganz integrierter Mann Männern und Frauen bei ihrer Selbstverwirklichung als Vorbild dienen kann. Dieses Jesusbild passt natürlich in eine Zeit, in der nichts so unsicher geworden ist wie die eigene Identität und die Beziehungsfähigkeit. Wo nicht mehr die Gesellschaft als Ganzes verändert werden soll, sondern die eigene Psyche die größte Aufmerksamkeit erfordert. Wo es in jeder einigermaßen ernst zu nehmenden alternativen Zeitschrift von psychologischen und therapeutischen Angeboten nur so wimmelt. Hier passt der psychologische Jesus wunderbar hinein.

Wunsch oder Wirklichkeit?

Faszinierend, wie jeder versucht, Jesus dem eigenen Interesse entsprechend zu verstehen und zu beschreiben. Ein Stück Wahrheit ist ja in jedem dieser Jesusbilder. Ja, Jesus war eine vollkommen integrierte Persönlichkeit und eine durch und durch heile Person. Bei ihm klafften Reden und Tun nicht auseinander. Er lebte eine Lebensqualität, die wir nur staunend wahrnehmen können. Ja, es stimmt! Er ging zärtlich mit Kindern um. Er nahm Außenseiter in seine Gemeinschaft auf. Er protestierte gegen eine Traditionsgläubigkeit, die nicht mehr nach Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge fragte. Er setzte sich für die Armen ein. Er prangerte die Strukturen und Herrschaftssysteme an, die Menschen in unmenschlichen Zwängen niederdrückten. Und das alles tat er in großer Sanftmut, Gelassenheit und Klarheit. Er verzichtete auf Gewalt gegen Menschen und Tiere. … All das tat Jesus. Und deshalb können sich so viele Menschen heute bei Jesus mit ihrem Anliegen wiederfinden.

Nicht nur in letzter Zeit gab es diesen Versuch, Jesus in ein Schema zu pressen. Das Bestreben, ihn irgendwie zu zähmen, der eigenen Anschauung anzupassen, finden wir überall in der Geschichte:

Der liberale Jesus

Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert des ersten großen technischen Schubs. Elektrizität, Eisenbahnen, weltweite Entdeckungen und Eroberungen ließen in der westlichen Welt das Gefühl entstehen, alles sei machbar. Die Wissenschaft eroberte Stück für Stück die Wirklichkeit. Die bürgerliche Gesellschaft legte großen Wert auf treue, selbstvergessene Pflichterfüllung. Moral und gute Sitten wurden hoch angesehen.

Und so entdeckten die Theologen einen Jesus, der dem Zeitgeschmack entgegenkam. Alles Übernatürliche in den Evangelien, also die Wunder, die Vorhersagen und Erfüllungen, die Heilungen und die Befreiung von dämonischen Mächten sollten nun herausgestrichen werden. Sie seien zeitbedingt, nachträglich hinzugefügtes Beiwerk und spiegelten nur das primitive Weltbild der Antike wider.

Der wirkliche Jesus sei der ­Sittenlehrer. Der uns zeigt, wie man verantwortlich und pflichtbewusst sein Leben führt. Der seinen gutwilligen, aber noch bildungsbedürftigen Schülern zeigt, was sich schickt und was nicht. Der uns die ewig gültige Regel der Nächstenliebe
hinterlassen hat.

Das Jesusbild wurde also von allen Hinweisen auf Übernatürliches befreit. Übrig blieb ein Jesus, der im Bild eines preußischen Erziehers geschaffen war. Der mehr an einen deutschen Gymnasiallehrer erinnerte als an einen jüdischen Rabbi. Eine Art antiker Immanuel Kant. Ein zweiter Sokrates. Ein sanfter, gütig, bisweilen aber auch etwas streng dreinblickender Lehrer.

Doch entpuppte sich der liberale Jesus schon zu seiner Zeit als mangelhaft. Jeder Autor produzierte nämlich seine eigene Version des Lebens Jesu. Spätestens als Albert Schweitzer dann sein Buch „Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“4 schrieb, hätte allen klar werden müssen, dass dieser Versuch in einer Sackgasse geendet hatte. Es war einfach unmöglich, die sogenannten übernatürlichen Elemente, verschiedene Aspekte seiner Person aus dem Leben Jesu herauszuschneiden und dennoch ein einigermaßen vernünftiges Restbild von Jesus zu bewahren. Das Ergebnis wäre gewesen, dass man gar nichts mehr über Jesus aussagen könnte.

Und doch wurde immer wieder der Versuch unternommen, einen „naturwissenschaftlich haltbaren“ Jesus zu finden. Der Marburger Neutestamentler Rudolf Bultmann war einer der späteren Theologen, die das versuchten. Das Problem war allerdings, dass der Wissensstand der Naturwissenschaft, den er und andere Theologen als Maßstab anlegten, schon längst überholt war, als sie ihre Werke über das Neue Testament schrieben: die materialistische Weltsicht, das mechanistische Weltbild der Physik des 19. Jahrhunderts, das keinen Raum für Wunder oder auch Unregelmäßigkeiten in Naturvorgängen offen ließ.

Doch war im 20. Jahrhundert längst durch die moderne Quantenphysik die Theorie von der absoluten Einförmigkeit und Vorhersagbarkeit der Naturvorgänge widerlegt. Das liberale Jesusbild, das sich einer alten Physik anpassen wollte, war schon hoffnungslos veraltet, als es durch diese Theologen popularisiert wurde. Und doch geistert das liberale Jesusbild, durch Bücher und Religionsunterricht vermittelt, immer noch in den Köpfen vieler herum. Und verstellt ihnen den Blick auf den wirklichen Jesus.

Der völkische Held

Dieser Versuch, Jesus für eine bestimmte Weltanschauung zu gewinnen, gehört ebenfalls in das 20. Jahrhundert. Der Sieg der biologischen Weltanschauung, die Lehre von dem Überlebensrecht des Stärkeren, hatte mit dazu beigetragen, dass Menschen unter dem Gesichtspunkt der Rasse und Volkszugehörigkeit angesehen wurden. Dann war es nur noch ein Schritt, bis ein Volk als grundsätzlich überlegen, als Herrenmenschen, und ein anderes als unterlegene Rasse, als Untermenschen, bezeichnet werden konnte. Für die sogenannte „Deutsche Glaubensbewegung“, eine heidnisch-christliche Mischreligion, die ihr Gedankengut unter starker Anlehnung an nationalsozialistische Vorstellungen und den Rückgriff auf heidnisch-germanische Sagen gebildet hatte, und später auch für Teile der Bewegung „Deutsche Christen“ im nationalsozialistischen Staat war es unerträglich, an einen jüdischen, dunkelhäutigen und schwarzhaarigen Jesus zu glauben. Jesus musste neu modelliert werden, umgestaltet in das Bild eines hünenhaften germanischen Recken. Das Alte Testament wurde als jüdisch und undeutsch abgetan. Jesus wurde eingedeutscht. Er konnte nun Vorbild für den freien germanischen Mann sein, der auszieht, um neuen Lebensraum für sein Volk zu erobern.

Welche gedankliche Akrobatik zu einer solchen Umformung der biblischen Dokumente gehört, ist für uns heute kaum noch nachvollziehbar. Aber die Sache selbst geschieht immer neu: Jesus wird dem jeweiligen Geschmack angepasst. Nun ist auch in dieser Jesusdeutung eine Wahrheit enthalten.

Denn Jesus und seine Botschaft sind für jede Kultur relevant. Und jede Kultur, wie jeder einzelne Mensch, wird Jesus von einer bestimmten Seite her ansehen.

Das wird vor allem in künstlerischen Jesusdarstellungen deutlich. In verschiedenen Kontinenten wird Jesus als einer gemalt und dargestellt, der ganz zu ihnen gehört. So gibt es den schwarzen Jesus, den indonesischen Jesus und den indianischen Jesus. Jesus wird von der jeweiligen Kultur ganz angenommen und integriert. Er hat in sich die Kraft, Menschen jeder Kultur anzusprechen und für sich zu gewinnen. Dennoch gibt es eine feine Trennlinie: Keines dieser auf eine bestimmte Kultur zugeschnittenen Bilder von Jesus darf absolut gesetzt werden. Jedes ist nur eine Interpretation, das in die bestimmte Situation hineinspricht. Und jedes muss sich immer wieder an den historischen Dokumenten, wie sie uns im Neuen Testament vorliegen, überprüfen und korrigieren lassen.

Der Geheimlehrer

Auch dies ist ein heute sehr beliebtes Jesusbild, besonders in der westlichen Welt. Das Strickmuster ist etwa wie folgt: Zuerst wird gesagt, Jesus habe zwei verschiedene Arten von Lehren von sich gegeben. Öffentlich habe er dem Volk Gleichnisse und einfache Glaubenslehren vermittelt. Daneben aber habe er seinen Jüngern eine Art Geheimlehre, eine höhere Stufe der Erkenntnis, weitergegeben, in die sie wiederum nur auserwählte Einzelne einweihen durften.  Die Kirche habe versucht, diese geheime Lehrunterweisung zu bekämpfen und zu unterdrücken.

Dieser für viele anziehenden Hypothese fehlt allerdings die geschichtliche Grundlage. Sie ist erst mehrere Generationen später, nämlich im ausgehenden 2. Jahrhundert und dann vor allem im 3. Jahrhundert nach Christus entstanden als Versuch, Jesus in ein bestimmtes geistiges System einzuordnen. Den sog. apokryphen Evangelien, die neben vielen fantastischen Ausschmückungen des Lebens Jesu diese Theorie vertreten, merkt man auf jeder Seite an, dass sie den Geist ihrer Zeit tragen. Sie sind bestimmt vom Pessimismus der spätantiken Gesellschaft und erwarten das Heil in der Befreiung der Seele aus dem Gefängnis der materiellen Welt. Jesus wird zum Vermittler des geistigen Wissens, des Know-how der Selbsterlösung, der Seelenführer, der der Seele hilft, die materielle Welt hinter sich zu lassen und zurückzukehren in die höheren geistigen Sphären. Das Geheimwissen, das er weitergibt, besteht aus esoterischen Erkenntnissen, Wissen um die Zusammenhänge der Himmelswelten, teilweise aus magischen Formeln und Wortspielen und vielem mehr.

Wie entfernt diese Vorstellungen vom wirklichen Jesus sind, liegt auf der Hand. Jesus wird in diesen gnostischen Systemen nur als Chiffre genommen. Statt der Zuwendung zum konkreten Menschen ist er zum Führer der wenigen „Wissenden“ geworden.

Statt Umkehr und Lebenserneuerung heißt seine Botschaft jetzt höhere Erkenntnis und Selbsterlösung. Statt Verkündigung der Herrschaft Gottes in allen Bereichen des Lebens, statt Befreiung von Krankheiten und Leiden, lehrt dieser gnostische Jesus, die Welt hinter sich zu lassen und das Heil in höheren Regionen zu suchen.

Anstatt eine neue Gemeinschaft zu gründen, in die jeder eingeladen ist, die Armen und die Reichen, die Kranken und die Gesunden, die Männer und die Frauen, lehrt dieser Geheimlehrer Jesus nur die Wenigen, ja er lehrt sogar die Frauen, wie sie Männer werden können, damit sie die höhere Erkenntnis erlangen können.5

Jesus als Nur-Prophet

Dies ist das Bild von Jesus, das wir im Koran finden. Jesus ist ein Bote Gottes wie andere Propheten: Mose, Abraham, David. Zwar wird ihm auch im Koran eine besonders hohe Stellung unter ihnen eingeräumt, er trägt Ehrentitel, die nicht einmal Mohammed für sich in Anspruch nimmt: Wort Gottes, Geist von Gott und andere. Auch im Koran wird von seinen Wundern berichtet. Doch die koranische Vorstellung formt ihn nach dem Vorbild des Propheten Mohammed. Die Kreuzigung Jesu wird geleugnet, da es unvorstellbar ist, dass der allmächtige Gott es zulassen würde, dass sein Prophet so leidet und eine solche endgültige Schlappe erleidet.6

Eine ganze Reihe von nachchristlichen Religionen bis heute hat ebenfalls versucht, Jesus in ihr System einzubauen. Sie können nicht an Jesus vorbei, darum muss er irgendwie in die neue Religion aufgenommen werden, meist, indem man ihn als Vorläufer des jeweiligen Religionsgründers bezeichnet. Jesus ist auf diese Weise unschädlich gemacht, denn man kann jederzeit sagen: Wir glauben auch an Jesus. Aber eben nur als Prophet. Als einer unter anderen. Als Vorläufer. Und so hat man ihn integriert, hält sich ihn aber gleichzeitig mit seinem Anspruch vom Hals. Doch alles, was wir vom wirklichen Jesus wissen, deutet in eine andere Richtung.

Wer war Jesus wirklich?

Diese Frage ist wichtig. Denn dass Jesus von Bedeutung ist, ist klar. Seine Faszination besteht noch wie damals, als er seine ersten Jünger zu sich rief. Er konnte Menschen so ansprechen, dass sie alles verließen und ihm nachfolgten. Doch es blieb nicht bei einer kurzfristigen Faszination, einer oberflächlichen Begeisterung. Seine Jünger wanderten mit ihm durch die Städte Palästinas, sie hörten ihn täglich bei seinen öffentlichen Ansprachen und in persönlichen Begegnungen. Sie sahen seine Wunder und Heilungen. Sie erlebten ihn im Alltag. Wenn jemand behaupten konnte, Jesus zu kennen, dann sie. Und dennoch waren auch sie immer wieder erstaunt. Sie rätselten: Wer ist dieser Mann? Und spürten, wie sich in ihnen eine Antwort bildete.

Von dieser anfänglichen und danach ständig wachsenden Faszination berichten die Evangelien. Wer Jesus ist, das ist die geheime Frage im Hintergrund aller Erzählungen – und darauf mussten alle eine Antwort finden. Seine Freunde wie seine Feinde. Die Juden und die Römer. Die Gebildeten und die einfachen Leute. Die Antworten waren verschieden. Der Gouverneur Pilatus ließ auf das Kreuz schreiben, als wen er Jesus verurteilen ließ: Jesus Nazarenus Rex Iudaeorum: Jesus der Nazarener, der König der Juden. War das seine eigene Meinung oder nur grausamer Spott, dass er Jesus als König der Juden bezeichnete? Die jüdischen Führer verurteilten ihn als Gotteslästerer. So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich die Antwort.

Doch die Frage lässt die Menschheit nicht los. Wir müssen eine Antwort darauf finden: Wer ist dieser Jesus?

Eines Tages stellte Jesus seinen Freunden genau diese Frage: Was glauben die Leute, wer ich, der Menschensohn, bin? Die Antworten, die seine Jünger ihm berichteten, waren ebenso vielfältig wie die heutigen: Manche sehen in dir Johannes den Täufer, andere den Elia, noch andere meinen, du bist Jeremia oder einer der anderen Propheten. (Mt 16,13-17) Und dann fragte er sie direkt: Und ihr – was denkt ihr über mich? Wer bin ich eurer Meinung nach? Die Antwort, die Petrus im Namen aller Jünger formulierte, war eindeutig: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Zu diesem Schluss waren sie im Laufe ihres Zusammenseins mit Jesus gekommen. Obwohl sie in seiner nächsten Nähe lebten, waren sie seiner nicht überdrüssig geworden. Sie konnten keine Verfehlung, keine Schuld bei ihm finden. Uneingeschränkt war das ihre Überzeugung: Jesus ist der Christus. Er kommt von Gott. Bei Jesus sind wir an der Quelle, wenn wir etwas Verlässliches von Gott wissen wollen.

Wenn das stimmt, dann sprengt Jesus den Rahmen aller von Menschen gemachten Jesusbilder. Dann sind alle Kategorien zu klein. Dann ist er wirklich in kein Schema zu pressen, weil alle Schemata versagen. Und dann ist ganz deutlich: Es kommt wirklich auf Jesus an. Denn dann ist Jesus einzigartig.

Anmerkungen:

  1. Vgl. John Allegro: The Sacred Mushroom and the Cross. London 1973.
  2. Hanna Wolff: Jesus, der Mann. Stuttgart 1975. Auch: Jesus als Psychotherapeut. Stuttgart 1978.
  3. Franz Alt: Jesus – der erste neue Mann. München 1989.
  4. Albert Schweitzer: Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 4. Auflage 1926.
  5. Vgl. Anhang 3
  6. Ulrich Parzany: Jesus – der einzige Weg? Neukirchen-Vluyn 1991. S. 80ff

 

Dieser Beitrag ist die gekürzte Fassung des ersten Kapitels aus dem Buch Faszination Jesus, das in Kürze im Space Control Verlag erscheint.
Jesus fasziniert. Bis heute.
Worin liegt die Faszination? Wer war Jesus wirklich? Was hat er getan und gelehrt? Und was hat Jesus uns heute anzubieten? Roland Werner und Guido Baltes geben allgemein verständliche Antworten und machen deutlich: Jesus ist kein Mythos, sondern ganz real!

ISBN 978-3-9825486-0-9 (Paperback)
ISBN 978-3-9825486-1-6 (Hardcover)

Zur Vertiefung und zum Nachhören:
Roland Werner spricht über die einzelnen Aspekte unserer Jesusbilder in der spannenden, mit aktuellen Forschungsergebnissen angereicherten Vortragsreihe „Die Jesus Serie“ in acht Teilen auf dem Youtube-Studienkanal Glaubendenken. Zu hören auch als Podcast auf allen wichtigen Plattformen. www.youtube.com/c/glaubendenken

Dr. Dr. Roland Werner, Jg. 1957, ist Afrikanist und Theologe. Er ist Honorarprofessor an der Ev. Hoch-schule Tabor und leitet das Zinzendorf-Institut in Marburg.

Dr. Guido Baltes, Jg. 1968, ist evangelischer Pfarrer und Theologe, Dozent für Neues Testament am MBS Bibelseminar und an der Philipps-Universität Marburg

Salzkorn 2 / 2023: Jesus. Und wem folgst du?
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