Bericht vom Impulstag „AnderOrte der Zukunft“

Rund vierzig Teilnehmer aus etwa zehn geistlichen Gemeinschaften und vier Landeskirchen waren am 28. September der Einladung von Probst Stephan Arras (Starkenburg) mit Prior Konstantin Mascher (OJC) zum Impulstag ins Begegnungszentrum Reichelsheim gefolgt, um sich darüber auszutauschen, wie christliches und kirchliches Leben in verbindlichen Formationen konkret werden und sich erneuern kann. Die meisten gehören selbst Kommunitäten an, die nicht nur den Glauben, sondern auch ihren Lebensalltag teilen und sich haupt- oder ehrenamtlich einem gemeinsamen Auftrag widmen. Stephan Arras, der moderierend durch den Tag führte, ist seit vielen Jahren in der Iona Community in Deutschland aktiv und möchte – auch angesichts der anstehenden strukturellen Umbrüche seiner Landeskirche, der EKHN – zu Initiativen an der Basis ermutigen und deren Engagement für die Volkskirche fruchtbar machen.

Am Vormittag erörterte der Leipziger Pastoraltheologe Univ.-Prof. Dr. Peter Zimmerling die seit der sog. Konstantinischen Wende ungebrochene Sehnsucht vieler Christen, ihren Glauben auch im Alltag mit Gleichgesinnten zu teilen und sich durch einen entsprechend gestalteten Lebensrhythmus von Gebet und Arbeit für die Erneuerung der Kirche einzusetzen. Die Geschichte der christlichen Ordens- und Gemeinschaftsbewegungen hat, wenn auch weniger augenfällig, die Frömmigkeitstradition im protestantischen Kirchenraum mitgeprägt. Im Anschluss an den Impulsvortrag diskutierte man im Plenum vor allem die von Zimmerling aufgeworfene Frage, wie christliche Kommunitäten das Selbstverständnis von Kirche in zunehmend säkularen gesellschaftlichen Transformationsprozessen mitprägen können. Die Nachfrage nach geteiltem Leben ist groß, die Fähigkeit und Bereitschaft zur Verbindlichkeit nimmt jedoch ab – hier können geistliche Gemeinschaften eine Kontrastkultur sein, die neue, kreative Räume zur Partizipation öffnet und zu Verbindlichkeit, Kontinuität und wachstümlichen Beziehungen ermutigt.

Am Nachmittag stellten sich zwei junge Initiativen vor. Zur Gemeinschaft VieCo e.V. in Kernbach an der Lahn, einer diakonischen Einrichtung, haben sich drei junge Familien des ChristusTreff-Berlin zusammengeschlossen, um ihr Leben mit Menschen zu teilen, die aufgrund psychischer Einschränkungen auf intensive Betreuung und Unterstützung angewiesen sind. Mit etwa 30 Personen bevölkern und bewirtschaften sie seit etwa zehn Jahren die historische Hofreite im Ortskern. Das Projekt wächst, weitere Mitarbeiter und Mitlebende stoßen hinzu.

Den Kern einer anderen, noch in der Aufbauphase befindlichen Gemeinschaft in Darmstadt, die aus der Initiative „Prayerland“ hervorgegangen ist, bilden ein Ehepaar und eine Ledige. Mit einer Handvoll engagierter junger Christen haben sie sich räumlich und geistlich am Rand der Darmstädter Evangelischen Marienschwesternschaft angesiedelt. Sie möchten, gestärkt vom geistlichen Erbe der Schwestern und der ebenfalls auf „Kanaan“ lebenden Franziskusbrüder, ihren eigenen evangelistischen Auftrag an die junge Generation gestalten. Als Überraschungsgast berichtete ein Theologe aus Thüringen von dem Projekt, sich mit Kollegen zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen, um die Spiritualität der Klöster in neuer, familienkompatibler Form fruchtbar zu machen.

Ob das Format des Impulstages in Serie geht, wird sich noch zeigen, aber man war sich einig, dass derartige Treffen, das Netzwerken und der Dialog unter den Gemeinschaften, eine große Ermutigung und Horizonterweiterung für alle darstellen.

Salzkorn 4 / 2023: Gefährten
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