© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Foto: Eberhard Lantz

Apostel der Pommern

Startschuss Otto-Projekt Greifswald

Stefan Zeitz

In unserer Zeit fordert uns die Gestalt eines mittelalterlichen Bischofs heraus, für und mit den Menschen zu glauben, die gute Nachricht zu leben und Jesus als Herrn und Retter zu bezeugen. Otto hatte 1123, vor genau 900 Jahren, den Auftrag angenommen, den Pommern das Evangelium zu bringen, dankend: „die Brust von überströmender Freude erfüllt, als hätte er die Stimme Gottes vom Himmel reden gehört“.1 Er war bereit, alles hinter sich zu lassen, um für Gott brauchbar zu sein.

Herkunft Ottos

Geboren wurde Otto um 1060 als Sohn der schwäbischen Edelfreien Otto und Adelheid. Nach klösterlicher Ausbildung wanderte er nach Polen, um eine Schule zu gründen und zum Priester geweiht zu werden2. Mit der Heirat des polnischen Herzogs Wratislaus mit Judith, Kaiser Heinrichs IV. Schwester, ging Otto als Kaplan an den polnischen Hof. Später wurde er Dombaumeister in Speyer, seine geschickte Arbeitseinteilung verhalf zu großen Baufortschritten.

Der mittelalterliche Investiturstreit

Auf der Höhe des Investiturstreites wurde Otto 1102 zum Bischof von Bamberg ernannt. Es gelang ihm, erfolgreich im Investiturstreit zwischen Päpsten und Kaisern zu vermitteln. 1122 beendete das Wormser Konkordat den Investiturstreit. Otto gilt als sein Architekt, sein Name steht ganz oben im Dokument.

Bischof Otto soll das Volk der Pommern christianisieren

Ein neuer Freiraum war entstanden. Polen hatte unter Herzog Boleslaus die slawischen Pommern (bed. Land am Meer) militärisch unterworfen. Bei der Entrichtung der Tributzahlungen kam es immer wieder zu Problemen. Otto schien ihm geeignet, die Pommern zu christianisieren. Die angebotene militärische Hilfe lehnte Otto ab und entschied, mit etwa zwei Dutzend Priestern den Dienst der Verkündigung und des Taufens zu versehen.

Die erste Missionsreise 1124-25

Otto verkündete den Bürgern in Pyritz bei Stettin nach anfänglichem Widerstand fruchtbar das Evangelium:

Er predigte über „Weihnachten … das Leiden Jesu, seine Auferstehung und Himmelfahrt, über die Ausgießung des Heiligen Geistes“3 und verband das mit dem Aufruf zur Taufe. In wenigen Tagen taufte Otto 7000 Menschen, die aus der ganzen Region herbeigeströmt waren4.

Der Apostel erklärte, dass ein Leben im Glauben an Gott nicht vereinbar sei mit der Verehrung der Götzen und ihrer Bilder und ordnete deren Vernichtung an. Verängstigt gingen die Menschen davon aus, dass die Götzen sich wehren würden. Als das nicht geschah, überzeugte sie das, dass Christus Gott sei. Zum Alltagsleben gehörten Vielweiberei, Zauberei und Wahrsagerei, auch das Töten neugeborener Mädchen. Otto erklärte, dass es vor Gott kein unwertes Leben gebe. Otto verpflichtete die Pommern, jedes menschliche Leben zu achten und die neu gewonnene christliche Freiheit einzuüben. Leider blieb nach Ottos Abreise trotz Anwesenheit christlicher Hirten die Kaste der Götzenpriester präsent, das Heidentum war noch nicht überwunden.

Otto gelangte nach Cammin, der Stadt des Herzogs Wratislaus, wo auch dessen erste Frau lebte, die sich freute, nun offen ihren christlichen Glauben bekennen zu können. Wratislaus hatte mehrere Frauen genommen, aber im Bewusstsein seines neuen christlichen Glaubens in der Begegnung mit Otto gelobte er, nur noch mit einer Frau die Ehe zu führen, für den Unterhalt der anderen aber zu sorgen. Bedeutende Personen im Umfeld des Herzogs folgten seinem Vorbild. Otto traf im August in Wollin ein. Dort organisierten gewaltbereite Bürger Widerstand; Otto musste die Stadt verlassen. Skeptisch gegenüber dem neuen Glauben wollten sich die Wolliner an dem Rat der Stadt Stettin als „Mutter der Städte Pommerns“ orientieren. Otto begann dort, den Menschen während der beiden Markttage das Evangelium zu verkünden, trotz der damit für ihn verbundenen Lebensgefahr. Aber keiner wagte Hand an ihn zu legen. Die Stadtbevölkerung blieb zunächst skeptisch, das Landvolk freute sich an den Predigten. Der Durchbruch gelang über die Söhne einer an Christus glaubenden Mutter, die vom Bischof mehr über den Glauben hören wollten und sich dann taufen ließen. Auch ihre Altersgenossen wurden neugierig. Immer mehr hörten die Predigten Ottos, ließen sich taufen, Stettin erwärmte sich für Jesus. Otto nutzte seine Predigten, um die Menschen mit Nachdruck auf die Notwendigkeit der Umkehr hinzuweisen. Die Wolliner hatten den Erfolg Ottos in Stettin beobachtet und er war bereit, erneut dorthin zu reisen. Auf seine Predigt hin bekehrten sich die Wolliner und wurden getauft. Auch in Klötikow, Kolberg an der Ostsee und in Belgard gab es kaum Widerstand gegen den neuen Glauben. Otto predigte, und nach einer kurzen Zeit empfingen die Menschen die Taufe.

Auf Geheiß König Lothars musste Otto vor Palmsonntag 1125 nach Bamberg zurück. Er hatte aber nicht versäumt, in den Zentren Pommerns Kirchen zu bauen und nach dem Vorbild des Apostels Paulus Prediger einzusetzen, die die Menschen in der neuen Lehre unterweisen und im neu begründeten Lebenswandel stärken sollten.

Gründonnerstag 1128: Beginn der 2. Missionsreise

Es wurde jedoch bald klar, dass heidnische Einflüsse unter den Pommern immer noch lebendig waren. Abfall vom neuen Glauben und die Rückkehr zum Heidentum konnte nicht immer verhindert werden. Die Vertragsbrüche der Pommern erregten den Zorn Boleslaus‘, so dass er mit seinem polnischen Heer aufbrach, um die vereinbarten Tributzahlungen zu erzwingen. Wratislaus wandte sich nun an Otto, der für seine junge Kirche Fürsprache einlegte und den polnischen Herzog vorerst umstimmte. Schließlich brach Otto mit seinen Priestern ein zweites Mal nach Pommern auf, um Pfingsten 1128 beim Ständetag in Usedom zu predigen. Dort wurde Otto von Wratislaus als Bote des Höchsten begrüßt und er predigte über die Ausgießung des Heiligen Geistes, die Vergebung der Sünden und die göttliche Milde. Er predigte auch in Wolgast. Die Wolgaster öffneten sich – wenn auch unter erheblichen Widerständen. Otto blieb bei ihnen, bis ihr Verlangen nach der Taufe geweckt war. Auch in Wolgast zerstörte Otto mit den Einheimischen die Götzentempel, begann mit der Errichtung einer Kirche und setzte einen Priester ein. In Gützkow hatten die Bewohner einen unvergleichlich schönen Götzentempel errichtet, der ihr ganzer Stolz war. Als Otto sie nun ansprach, waren sie zu allem bereit, unter der Bedingung, dass ihnen der Tempel erhalten werden sollte. Doch Otto hielt dagegen und beschwor sie, nicht den guten Samen unter die Dornen zu säen. Otto begann eine neue, besonders schön ausgestattete Kirche zu bauen, um die Bewohner zu trösten.

Die Gefahr durch den erzürnten Boleslaus und sein Heer war noch nicht gebannt. Otto und seine Priester wandten sich noch einmal nach Stettin. Es gelang Otto, dauerhaft ein Abkommen des polnischen Hofes mit den pommerschen Stettinern ermöglichen. Er konnte an seine erste Missionsreise anknüpfen und in schwierigen Umständen den Menschen Vergebung und Trost zusprechen. So wurde Otto auch zu einem Seelsorger vor Ort, der die Existenznöte der Bevölkerung auf sein Herz nahm und, wo er konnte, Abhilfe schaffte.

Otto heute

Die Überlebensfrage unserer Gesellschaft ist verbunden mit einer authentischen, am Leben der Menschen zutiefst interessierten Verkündigung des Evangeliums. Otto konnte so von Jesus reden, dass die Menschen seiner Zeit verstanden, was es heißt, Gott auf ihrer Seite zu haben, befreit von jeder Angst vor dem Tod.

Ende 2022 haben wir mit einer Otto-Initiative im Haus der Hoffnung in Greifswald begonnen. Im Otto-Forum (OF) überlegen wir, was wir von Ottos Vorgehensweise lernen können. Wie kann Gottes Vision für unser Leben, Städtebau und Pädagogik, Heilkunde und Agrarwirtschaft, Musik und Kultur usw. durchdringen? Beim Treffen am Theologischen Tisch (TTT) überdenken wir unsere Verkündigung im Zusammenwirken von Theologen, Theologinnen und Laien und beten um ein neues Aufbrechen des Reiches Gottes. Unsere ersten Treffen sind in guter Weise ökumenisch verlaufen, und wir sind gespannt, welche Entwicklung die Arbeit unserer Otto-Initiative nehmen darf.

Heiliger Geist, danke für das Zeugnis Ottos. Bitte lass das Zeugnis JESU durch sein Leben unsere Herzen erreichen, durchdringen und verändern, dass auch wir nicht anders können als in Deiner Kraft Gottes Liebe in unserem Herrn JESUS in Wort und Werk zu bezeugen. AMEN.

Anmerkungen:

1 Alois Albrecht und Norbert Buske: Bischof Otto von Bamberg, Schwerin: Helms 2003, S. 28
2 https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Otto_von_Bamberg_-_Apostel_der_Pommern
3 Ebo von Michelsberg: Der Pommernapostel Otto von Bamberg, hrsg. und übers. von Lorenz Weinrich, Schwerin: Helms 2012, S. 82
4 Bischof Otto…, a.a.O. S. 30

Stefan Zeitz, verheiratet mit Angela, gemeinsam sind sie Eltern von zwei Kindern, bald auch Großeltern. Stefan ist Kantor der Greifswalder Christusgemeinde, landeskirchlicher Orgelsachverständiger, Konzertorganist und Projektleiter der Ottofreunde.

Bild: © Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Foto: Eberhard Lantz

Otto#JESUS#Lied

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