Z wie Zukunft. Eine Millennial über „die Jugend von heute“ | OJC

Z wie Zukunft – Eine Millennial über „die Jugend von heute“

Eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, wenig Selbstständigkeit, Ausdauer oder Sozialkompetenz – kritische Analysen und Meinungen zur sog. Generation Z (Jahrgang 1995–2015) gibt es zuhauf. Rebecca Fröhlich wirft einen wertschätzenden Blick auf die „Generation YouTube“ und berichtet von eigenen Erfahrungen mit „der Jugend von heute“.

Mich begeistert sie. Sie ist leidenschaftlich, bunt und strebt danach, sich selbst treu zu sein. Sie denkt nicht lange an die „Abers“ und die „Was-wäre-Wenns“. Sie tut einfach, auf was sie „Bock hat“. Sie muss mit sich selbst im Einklang sein und sieht keinen Sinn darin, Zeit mit etwas zu verbringen, das ihr nicht entspricht. Die Jugend von heute will etwas tun, hinter dem sie zu hundert Prozent steht. Und so trifft man auf sie: gut gestylt an der Bushaltestelle, die Mädels teils großzügig geschminkt, teils alternativ, samt ihren Fjällräven Rucksäcken, Nike Turnschuhen und oversized Pullovern. Oder mit ihren Boxen im Rucksack durch die Straßen ziehend, die uns mit dem neusten Deutsch-Rap beglücken. Ihr Erkennungsmerkmal Nummer eins: das Smartphone. Altdeutsch auch Handy genannt. 

Halten wir einmal inne und bestaunen die Kraft, Kreativität und Schönheit dieser jungen Menschen. Ihr Streben nach Selbstverwirklichung bewirkt, dass sie sich ausprobieren, ihre Begabungen entdecken und entfalten. Ihr Drang nach Authentizität bewirkt, dass sie sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufriedengeben wollen, sondern in sich hineinhören und sich fragen, was ihnen entspricht. Man weiß meistens, woran man ist, und kann sicher sein, dass sie hinter dem stehen, was sie tun. Die Jugend heute lebt in den sozialen Netzwerken – allen voran Instagram, WhatsApp und Snapchat. Sie sind – wie wir alle – Kinder ihrer Zeit. Aus ihrer Welt sind das Internet und die globale Vernetzung nicht mehr wegzudenken. Zum Vergleich: Ich, Jahrgang 1989, war bereits knapp 20, als das internetfähige Handy auf den Markt kam. Für die Jugend von heute gehört es schon immer zum täglichen Leben.

Aufeinander zugehen

Seien wir mal ehrlich: So unverständlich vieles für uns ist, etwas in uns klingt an, wenn wir ihnen begegnen. Der „jugendliche Leichtsinn“, der sich bis in ihre Zwanziger zieht, birgt oft auch eine Lebensfreude mit Vision. Auch wenn uns ihr Streben nach Echtheit, ihre Selbstdarstellung, unverblümte Ausdrucksweise und ihre Gleichgültigkeit gegenüber Normen oft genug vor den Kopf stoßen, ihre Leidenschaft ist etwas Kostbares. Wir sollten uns gerade dann ein Herz fassen, wenn sie uns irritieren. 

Denn die Jugend von heute braucht uns – große Brüder und Schwestern, Väter und Mütter – und wir brauchen sie! Zuallererst braucht es unser JA. Ein „Ihr seid gut, so wie ihr seid!“ und „Ich lass mich auf euch ein“. Auch wenn wir uns überrollt fühlen von ihrer Bereitschaft zur Selbstbehauptung, die uns vielleicht insgeheim neidisch macht: Das hätte es bei uns nie gegeben! Zeigt es nicht, was ich mir nicht eingestehen will? Dass ich in meinen Formen gefangen bin und mir oft nicht die Freiheit nehme, mich auszuprobieren, so wie ich gerne würde? – Es gilt: „Ich bin für dich und ich will mit dir gemeinsam unterwegs sein. Und ich kann etwas von dir lernen.“ Wir wollen Partner werden in dieser Welt. Das beginnt mit den jungen Menschen ganz konkret in meinem Umfeld, auf die ich mich einlassen kann. Ihre Stärken sind Begeisterung und Leidenschaft. An Durchhaltevermögen aber hapert es, und sie brauchen zum Erreichen ihrer Ziele Hilfe. Das heißt ganz praktisch: Hinter welches Anliegen, das ihnen auf der Seele brennt, kann ich mich stellen? Ökologie und Klimawandel? Demokratie und Meinungsfreiheit? Rassismus und Fremdenfeindlichkeit? Was kann ich tun, dass die Leidenschaft, die in ihnen über diese Themen auflebt, nicht im Sand verläuft? Wie kann ich sie konkret unterstützen und ihnen helfen, sich nicht schnell entmutigen zu lassen?

Gemeinsam unterwegs

Die intensive Mediennutzung hat zweifellos Einfluss auf die Selbstwahrnehmung der Jugend. Der Zwang zur Selbstdarstellung und Anerkennung durch an­dere sind eine hohe Messlatte. Wir können ihnen ­einen ­Gegenpol zur gnadenlosen Medienwelt ­bieten: den Wert der inneren Werte. Selbst wenn das ­Make-up nicht perfekt ist und die Haare nicht sitzen, sie das ­Fitnessprogramm nicht mit Bravour bestanden ­haben, sind sie etwas wert! Wir küren nicht nur ihre glor­reichen Erfolge mit Likes, die sie in einem Bild auf ­Instagram verewigen, sondern durchlaufen mit ihnen Schritt für Schritt Schwierigkeiten, Versagen und Enttäuschungen und nehmen sie an, um dann zu sehen, wie ihre Augen geöffnet werden und sie wahrhaftig ­erleben, was Gnade ist. 

Diese Generation hat feine Antennen für ­authentisches Sein. Wenn sie spüren, dass wir es ernst meinen, öffnen sie sich für das, was wir mit ihnen teilen: den Alltag, unsere Lebensgeschichten, die Dinge, für die wir brennen, unsere Erfahrungen mit Gott. Und es begeistert sie, wenn Menschen „ihr Ding“ gefunden haben. Ist das nicht eine unglaubliche Möglichkeit, von dem zu erzählen, der unser Leben so reich macht? Die Jugend von heute hat viele Facetten, die wir ent­decken und für die wir uns begeistern lassen können. Ich ­habe erlebt, wie Gott mir durch ihre Freude am Leben, ­ihre Liebe für Menschen und ihren leidenschaftlichen Drang nach Echtheit sein Herz offenbart hat und mich tiefer in seine Freiheit geführt hat. Mach dich auf und lass‘ dich auf sie ein. 

Von Rebecca Fröhlich

 

Salzkorn 1 / 2021: Vom Nehmen und Geben der Generationen
⇥  Magazin bestellen oder PDF downloaden
Vorheriger Beitrag
Von Leinen, Wurzeln und Flügeln – Ablösung vom Elternhaus
Nächster Beitrag
Dein Schicksal ist nach vorne offen – Herkunft, Heilung, Zukunft

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Weitere Artikel zum Thema

Archiv