Abgestempelt?! – Kickend aus der Hoffnungslosigkeit. Was ist schon besonders daran, wenn ein Mädchen Fußball spielt? Lisa kickt sich ins Leben.

Abgestempelt?! – Kickend aus der Hoffnungslosigkeit

Weltbühne

Was ist schon besonders daran, wenn ein Mädchen Fußball spielt? Eigentlich nichts mehr. Für Lisa wie auch die anderen Mädchen und Jungen in ihrem Umfeld ist es aber alles andere als selbstverständlich. Denn Lisa wuchs in einem St. Petersburger Kinderheim auf. Nach dem Tod ihres Vaters wurde ihrer Mutter die Erziehungsberechtigung entzogen – da war sie gerade drei Jahre alt.

Die Erzieher im Heim beschrieben sie als still und zurückgezogen in ihre eigene Welt. Nicht auffallen war ihre Devise. Was dennoch bald auffiel, war ihre Begeisterung und ihr Geschick für Sport. So durfte sie an Wettbewerben teilnehmen und damit das Image des Heims aufbessern.

Für Heimkinder wie Lisa hat The Harbor vor einigen Jahren ein Sportprogramm eingerichtet. Neben dem „Mehr als Fußball“-Programm, in das Lisa aufgenommen wurde, bieten sie Volleyball, Fechten und Unihockey an. In diesem Umfeld können die Mitarbeiter bereits Kontakt zu den Kindern aufnehmen, die das Heim dann mit 17 verlassen müssen.

So erleben sie Begegnung und Geborgenheit, und können wertvolle Fähigkeiten entwickeln wie Teamgeist, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und ihr Vertrauen zu sich und anderen Menschen stärken.

Schon allein die Erfahrung, dass jemand diesen Kindern am Rande der Gesellschaft Zeit und Förderung bietet, bringt Hoffnung in ihr Leben. In Russland erleben sich Heimkinder oft von vornherein zu hoffnungslosen Fällen abgestempelt. Und oft bleibt dieses Stigma an ihnen haften, wenn die einzigen, mit denen sie Kontakt pflegen, selbst Waisen sind – ohne jede Perspektive, der Gefahr anheimgegeben, selbst auf der Straße zu landen, Alkohol und Drogen zu konsumieren.

Mithilfe der Dienste von The Harbor, wie dem Sportprogramm, der Hausaufgabenbetreuung und der berufsvorbereitenden Kurse für Heimkinder oder dem gemeinsamen Leben in Wohngruppen wird bei vielen dieser Teufelskreis durchbrochen. So auch bei Lisa.

Als The-Harbor-Mitarbeiter Lisas Kinderheim besuchten, fiel ihnen das stille Mädchen auf, und sie luden sie ins Sportprogramm ein. Lisa blühte in ihrer Zeit bei „Mehr als Fußball“ förmlich auf, ihr Engagement und Verantwortungsbewusstsein imponierte den Mitarbeitern von Anfang an.

Nach ihrer Entlassung aus dem Waisenhaus kam sie ins Wohnprogramm von The Harbor und bekam Mentoren, die ihre Bildung und ihr persönliches Wachstum förderten, sodass sie sich sogar ein Studium in Informationstechnologie am St. Petersburger College zutraute. Für ein ehemaliges Waisenkind ein Riesenschritt.

Nicht selten wollte auch Lisa aufgeben, doch mit der Unterstützung ihrer Mentoren wird sie ihr Studium als Systemadministratorin in Kürze abschließen.

Sie selbst bringt sich auch in der Arbeit von The Harbor ein und verwaltet die Datenbank des Sportprogramms. Bald wird sie ihre eigene Wohnung beziehen und fühlt sich gut auf ein eigenständiges Leben vorbereitet: „Ich verstehe jetzt den Wert des Geldes und weiß, wie man es sinnvoll ausgibt. Ich habe kochen gelernt, kann mich in der Stadt bewegen, weiß, wie ich meine Tage plane, und vieles mehr.“

Wichtig ist bei all dem, dass Lisa und alle andern Jugendlichen von der Liebe Jesu erreicht werden.

Reden dürfen die Mitarbeiter darüber nicht, denn der russische Staat achtet streng darauf, dass betreute Kinder und Jugendliche religiös nicht beeinflusst werden. Doch da die Beziehungen nach Beendigung des Programms weitergehen, besteht die Möglichkeit, mit den jungen Erwachsenen frei über das Evangelium zu reden. So haben schon manche den Weg zum Glauben gefunden.

Damit The Harbor auch weiterhin diesen wichtigen Dienst tun kann, wurde mit der letzten OJC-Weihnachtsaktion speziell dieses Sportprogramm unterstützt.

Von Grisha Krasniykh und Silke Edelmann

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